Montag, 25. Februar 2013

Durch die Versorgung letzte Woche etwas verwöhnt, haben wir uns gedacht, gehen wir heute Abend mal essen. Ansonsten hätten wir irgendwie selbst Brot oder Obst kaufen müssen, aber so ist ja viel schöner und meistens auch lecker und nicht so teuer.
Frida, Camilla und Rike gehen also Abendessen. Sitzend im Lokal ihrer Wahl, gibt es die erste Enttäuschung, an Beilage, bzw. Sattmachern, gibt es nur Ugali (Maisbrei) und Ndizi (in diesem Fall gegrillte Kochbananen). Aber, das ist ja kein Problem, gegenüber werden Chipsi (Pommes) verkauft, die könne man uns auch bringen. Also kein Problem. Eine Soda dazu und vielleicht auch etwas Fleisch? Da uns der Kopf nicht so nach halben Huhn stand, gibt es vielleicht Mishkaki (gegrillte Fleischspieße)? Nein, aber etwas anderes. Eine Wurst. Das klingt eigenartig. Nach einem Blick in die Küche (ein riesiger mehrstufiger selbstgebauter Grill), ist die Enttscheidung gefallen: Für jede eine der prallen brutzelnden Würste dazu. Zufrieden mit unserer Bestellung nehmen wir wieder Platz.
Als erstes werden die Chipsi gebracht, von gegenüber. Drei Portionen, jeweils transportiert in zwei Tellern. Eigentlich um sie warm zu halten, das wäre in diesem Fall nicht mehr nötig gewesen, noch kälter hätten sie nicht sein können...
Dann kommt die Wurst. Fertig aufgeschnitten auf einem Teller. Noch sieht sie ganz gut aus, nur der Geruch irritiert. Wonach riecht das? Nach einem Blick ins Innenleben der Wurst ist alles klar. Sie besteht aus grob zerkleinerten Innereien. Leider zum Teil etwas zu grob. So fand Frieda in ihrer Wurst einen "Schlauch". Wo der wohl herkam? Naja, so schlecht war sie eigentlich gar nicht, wenn man sich erstmal dran gewöhnt hatte. Ich habe sie trotzdem lieber in reichlich Ketchup gewendet.
Das nächste Mal bleibe ich bei Reis!

Montag, 11. Februar 2013

Guten Morgen

Nun ist es schon ein bisschen her, aber erzählen wollte ich es trotzdem noch:

An einem Wochenende vor einiger Zeit hat Bentje bei mir übernachtet. Eigentlich hatten wir mit dem Rest der Familie in die Kirche gehen wollen, da wir aber die halbe Nacht durchgequatscht haben und dementsprchend müde waren, sind wir doch zu Hause geblieben. Wirklich viel länger hab ich dann aber trotzdem nicht geschlafen, denn ich wurde von Geräuschen im Hof geweckt. Eines meiner Fenster liegt zum Innenhof hin.
Nun sind ja Geräusche nicht weiter ungewöhnlich, eigentlich hört man hier immer irgendwas, Mensch, Hund, Katze oder auch Vögel, die sich im Granatapfelbaum vor meinem Fenster tummeln.
Aber das war irgendwie anders. Als ich soweit wach war, dass ich es einordnen konnte, war ich allerdings noch irritierter als vorher. Was ich hörte war das Weinen eines Kindes. Doch wie kann das sein? Bei uns wohnt doch gar kein Kind, jedenfalls keine kleines und eigentlich waren doch auch alle in der Kirche.

Um der Sache auf den Grund zu gehen bin ich mal nachgucken gegangen.
Und dort draußen auf dem Sofa (ja, dort steht ein Sofa) sitzt ein etwa 5-jähriges Mädchen und weint und schluchtzt ganz herzzerreißend. Kaum hatte sie mich dann auch erblickt, kam sie zu mir. Als ich sie durch viel gutes Zureden soweit beruhigt hatte, dass sie mir den Grund ihres Leidens mitteilen konnte, war ihre Antwort: "Wo ist Nice? Sie ist weg!" Nice ist meine Gastschwester. Na, da hatte sie sogar recht, Nice war mit den anderen in der Kirche, was aber immer noch nicht die Herkunft des Kindes erklärte.
Immerhin hatte ich sie am Tag zuvor schon bei uns gesehen, sie ist die Tochter eines Cousins und heißt Glady. Anscheinend hatte sie bei uns übernachtet, aber war nicht mit zur Kirche gegangen und ist daraufhin alleine aufgewacht und konnte Nice nicht finden.

Also hab ich ihr vorgeschlagen zusammen zu warten. Damit war sie einverstanden und ist ganz selbstverständlich mir voran in mein Zimmer spaziert. Ich etwas verwirrt hinterdrein. Da waren wir nun. Sie neben mir auf meinem Bett, hat sich weiter von mir beruhigen lassen und nur noch hin und wieder ein bisschen geschluchtzt. Etwas eigenartig wurde es dadurch, dass Bentje auch noch im Bett lag, aber bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts von dem Drama mitbekommen hatte, sondern immer noch schlief.
Also hab ich mir überlegt, wie ich Glady beschäftigen kann, bis Nice wiederkommt. Da fiel mein Blick auf die Seifenblasen. Und da die ja bekanntlich jedem Kind gefallen, war es ja einen Versuch wert.

Und siehe da, es hat funktioniert. Erst hat sie den schönen bunten Glitzerbällen nur hinterhergeschaut, wie sie ihre Reise gen Himmel antreten, doch dann siegte die Begeistrung über Nices Abwesenheit. Wie ausgewechselt fing sie an den Seifenblasen hinterherzujagen und den größten und schönsten die Richtung zuzurufen: "Auf in den Himmel, hoch zu Gott!" Oder sie hat sie platzen lassen, das macht ebensoviel Spaß. Durch ihre Freudensausbrüche wurde dann auch Bentje geweckt, die etwas irritiert nach draußen kam um herauszufinden, was da los ist und wer da so einen Lärm macht.




Auch als Nice und die anderen aus der Kirche wiederkamen, waren die Seifenblasen doch zu schön. Nach etwa ein einhalb Stunden ging dann aber auch mir die Puste aus und wir haben uns erstmal angezogen und gefrühstückt.

Dienstag, 5. Februar 2013

Good Morning Madame!

Jeden Morgen aufs neue werde ich von meinen Schulklassen mit einer ganzen Reihe von Begrüßungsformeln gegrüßt.
In der fünften Klasse brauchen sie dafür etwa 5 Minuten.
So fangen sie an:
Sobald ich den Klassenraum betrete, springt die ganze Klasse auf und singt (!!)

Welcome our teacher, welcome *klatsc, klatsch, klatsch*
welcome our teacher, welcome *klatsch, klatsch, klatsch*
We are haaaappy, we are haaaaappy,
we are happy to say welcome!

weiter geht es sprechend:
To be educated, to educate the nation!
Good Morning Madame!

ich: Good morning, how are you?

We are fine, thank you, Madame. 
How are you too?

I am also fine, thank you.
You may sit down!

We are sitting down, thank you, Madame!

Und dann setzen sie sich wieder hin.
Manchmal, wenn sie ganz gut drauf sind, fangen sie vorher noch an "If you´re happy and you know it" zu singen. Oder aus irgendwelchen Ecken dringt ein "ee-a-ee-a-o". Wir habe letzte Woche "Old McDonald" gesungen.

Danach müssen dann die Bänke wieder richtig hingestellt werden, die Englischhefte rausgekramt werden, dann folg meine obligatorische Runde durch den Klassenraum , während der ich alle anderen Hefte zuklappe, weil sie ansonsten erst noch die Sachen aus allen anderen Fächern fertigmachen würden, bevor sie sich auf Englisch konzentrieren.

Nach diesem Ritual können wir dann aber meistens recht schnell kit dem Unterricht anfangen. Auch wenn dann von den ehemals 40 Minuten vielleicht noch 30 über sind.

Aber trotzdem freu ich mich jeden Tag wieder. Ich glube ihnen auch aufs Wort, dass sie sich freuen mich zu sehen.
Jetzt muss ich ihnen nur noch das "Madame" wieder abgewöhnen, das find ich so gar nicht schön. Aber so wurde ich von den anderen Lehrern vorgestellt. Zum Glück hat sich das in der Stunde noch nicht durchgesetzt, es sei denn, sie möchten zur Toilette. Dafür hat man ihnen beigebracht: "Please Madame, may I go out?" oder "Please Madame, may I go to the toilet?"
Den Rest der Stunde bin ich aber entweder "teacher" oder "mwalimu" (kiswahili für Lehrer). Damit kann ich ganz gut leben.